Longevity Gesund altern Symbolbild i Stockfoto

Alt werden, aber jung bleiben? Vom Ideal zur Realität

Jugendwahn war gestern, heute ist «Longevity» angesagt. Was hat es mit dem Trend zur Langlebigkeit auf sich? Geht damit auch eine neue Akzeptanz des Alterns einher? Oder ist «Longevity» einfach ein anderes Wort für die altbekannte Sehnsucht nach dem ewigen Leben ohne Alterserscheinungen? In unserer neuen Ratgeberserie gehen wir dem Thema Altern auf den Grund. Erfahren Sie, was älter werden und alt sein bedeutet und was es heisst, gesund zu altern. Falls Sie sich noch zu jung fühlen, um sich mit dem Altern zu befassen, sei so viel vorneweg verraten: Ein gesunder Alterungsprozess beginnt bereits in jungen Jahren.
Alle wollen älter werden, aber niemand will alt sein, geschweige denn alt aussehen. Dieses Paradox des Alterns ist beileibe nicht neu, und doch hat es bisher niemand geschafft, den Widerspruch zwischen dem Wunsch nach ewigem Leben und ewiger Jugend aufzulösen. Beides zugleich ist nicht zu haben, denn je länger wir leben, umso mehr entfernen wir uns von der Jugend – und damit von ihrem Glanz, ihrer Kraft und ihrer Attraktivität. Keine Frage: Jung sein ist toll. Diese Unbeschwertheit und Frische! Diese Kühnheit und Kreativität! Jung sein kann aber auch wahnsinnig schwierig, anstrengend und überfordernd sein. Tatsächlich hat jede*r dritte Jugendliche in der Schweiz psychische Probleme, Tendenz zunehmend. Und wer die Jugend schon hinter sich hat, weiss, dass mit dem Alter keineswegs alles schlechter wird. Im Gegenteil: Gemäss einer aktuellen Studie erreicht die allgemeine Lebenszufriedenheit sogar erst mit 70 Jahren ihren Höhepunkt. Die Zufriedenheit im Alter setzt allerdings eine gute körperliche und emotionale Gesundheit voraus. Alt werden, aber jung bleiben heisst die Devise – und genau darum geht es beim Longevity-Trend.
Longevity – Hype oder Revolution?

Seit Jahrzehnten wirbt die Kosmetikindustrie mit dem Schlagwort Anti-Aging für ihre vermeintlichen Jungbrunnenprodukte. Neuerdings wenden sich Skinfluencer in den sozialen Medien an immer jüngere Zielgruppen. Neben speziellen Cremes und Pillen werden auch Diäten und Fitnessprogramme, Botox und chirurgische Eingriffe als Waffen im Kampf gegen den Alterungsprozess angepriesen. Und das Versprechen wirkt Wunder, jedenfalls was den Gewinn der Hersteller betrifft: 2023 setzte die Anti-Aging-Industrie weltweit 37,8 Milliarden Dollar um (Quelle: Handelsblatt). Dass die offensichtlich absurde Wortschöpfung «Altersverhinderung» marketingtechnisch so gut funktioniert, ist eigentlich erstaunlich. Jede*r weiss, dass das Altern zum Leben gehört und sich nur durch einen frühen Tod verhindern lässt – Altersvertuschung ist alles, was wir für eine gewisse Zeit erreichen können. Bei Longevity, einem Hype, der vor ein paar Jahren in den USA begann und gerade die ganze Welt erobert, geht es um mehr als um oberflächlichen Jugendwahn. «Longevity», wörtlich «Langlebigkeit», meint die Verlängerung der gesunden Lebensspanne respektive gesundes Altern. Wer nach Longevity strebt, akzeptiert das Altern also durchaus als Tatsache, will das Älterwerden aber optimieren: Well-Aging lautet nun die Devise.

Die Longevity-Industrie boomt, nicht nur in den USA und Europa, sondern auch im Nahen Osten. Unzählige Forschungszentren, etablierte Unternehmen und Start-ups, unterstützt von finanzkräftigen Investoren, arbeiten in den Bereichen Medizin und Pharmazeutik, Technologie und KI auf Hochtouren daran, den Alterungsprozess besser zu verstehen und Massnahmen zugunsten der Langlebigkeit zu entwickeln. Konkret geht es in der Longevity-Forschung um drei Ziele: erstens altersbedingte Krankheiten zu vermeiden, zweitens den Alterungsprozess zu verlangsamen und drittens den Alterungsprozess umzukehren.

Spektakulär ist vor allem das dritte Ziel, die biologische Verjüngung. Diese soll etwa durch folgende Massnahmen erreicht werden:

  • Stammzellentherapie: Dem Körper zugeführte Stammzellen sollen beschädigte und abgestorbene Zellen ersetzen, das Wachstum gesunder Zellen anregen und die Funktion der Organe nachhaltig verbessern.
  • Senolytika: Senolytika sind Präparate, die seneszente Zellen gezielt entfernen – also jene Zellen, die sich nicht mehr teilen, aber im Körper aktiv bleiben und zu Krankheiten wie Diabetes und Krebs führen können.
  • Kältekammern (Kryotherapie): Kurzfristige extreme Kälte soll altersbedingte Entzündungen reduzieren, das Gewebe regenerieren, die Durchblutung und den Stoffwechsel verbessern sowie Hormone ausschütten, die die Vitalität fördern.

Ob diese Massnahmen wirklich «verjüngend» wirken und somit das Leben verlängern können? Oder nutzt die Longevity-Industrie einfach den alten Mythos des Jungbrunnens als neue Quelle des Profits? Das muss hier offenbleiben. Sicher ist, dass wir selbst etwas dazu beitragen können, um die ersten beiden Longevity-Ziele zu erreichen: um also Krankheiten zu vermeiden und den Alterungsprozess zu verlangsamen. Dabei ist es hilfreich, zu verstehen, was «Altern» biologisch gesehen eigentlich bedeutet.

Was heisst Altern und wann beginnt es?

Der Alterungsprozess ist ein komplexes Zusammenspiel biologischer, genetischer, zellulärer und umweltbedingter Faktoren. Vereinfacht gesagt häufen sich im Laufe des Lebens die Schäden an der Erbsubstanz, den Zellen und dem Gewebe, die der Körper nicht mehr selbst reparieren kann. Dies führt zur zunehmenden Beeinträchtigung und schliesslich zum Verlust körperlicher und geistiger Fähigkeiten.

Auf zellulärer Ebene sind etwa die Telomere von besonderer Bedeutung im Alterungsprozess. Telomere sind die schützenden Endabschnitte der Chromosomen, also jener Zellbestandteile, die das Erbgut tragen. Bei jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere, was ab einer bestimmten Länge dazu führt, dass sich die Zellen nicht mehr teilen. Zellen, die sich nicht mehr teilen, sterben ab oder werden zu den bereits erwähnten seneszenten Zellen. Im Zustand der Seneszenz können Zellen entzündliche Stoffe produzieren, die auch die umliegenden Zellen und ganze Organe schädigen. Übrigens kann auch akuter Stress dazu führen, dass Zellen seneszent werden.

In genetischer Hinsicht ist es interessant zu wissen, dass jede Zelle etwa 100’000 Mal pro Tag beschädigt wird (Quelle: Universität Tübingen). Zu den äusseren schädlichen Faktoren gehören etwa UV-Licht und Röntgenstrahlung; viele DNA-Schäden geschehen aber auch einfach während des Stoffwechsels, also ohne Einwirkung von aussen. Die meisten Schäden werden von unseren Zellen sofort erkannt und repariert. Ein kleiner Teil bleibt jedoch unrepariert. Die verbleibenden DNA-Schäden häufen sich im Laufe der Zeit, was verschiedene negative Auswirkungen haben kann – unter anderem kann es Zellen in den Zustand der Seneszenz versetzen.

Unsere DNA besteht neben den genetischen Informationen auch aus chemischen Veränderungen: dem Epigenom. Dieses wirkt wie ein Steuerungssystem, das bestimmt, wann welche Gene aktiv sind. Das Epigenom reagiert auf äussere und innere Einflüsse wie Ernährung und Stress und regt unsere Zellen an, sich den jeweiligen Umständen anzupassen. Veränderungen im Epigenom können dazu führen, dass Gene, die wichtig sind für Wachstum und Reparatur, nicht mehr richtig arbeiten. Dadurch werden wir anfälliger für Krankheiten, und unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten können abnehmen.

Biologisch gesehen tragen zahlreiche Veränderungen zum Altern bei. So nimmt etwa die Produktion bestimmter Hormone ab, was sich unter anderem negativ auf den Stoffwechsel und die Knochendichte auswirken kann. Durch den Verlust von Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure wird das Gewebe schlaffer – an der Haut ist dies an den allseits ungeliebten Altersfalten sichtbar. Das Immunsystem arbeitet weniger effizient, was die Anfälligkeit für Infektionen und Krankheiten aller Art erhöht. Auch die Produktion der Lungenbläschen geht zurück. Dadurch verringern sich das Atemvolumen und der Sauerstoffgehalt im Blut; die Ausdauer nimmt ab.

Bei den meisten von uns zeigen sich die ersten Anzeichen des Alters – graue Haare, Falten, Sehverschlechterung etc. – mit 30 oder 40 Jahren. Tatsächlich beginnen viele Alterungsprozesse jedoch bereits um das 20. Lebensjahr. Kaum sind wir also ausgewachsen, beginnt bereits der Abbau, oder anders gesagt: Das Altern dauert eigentlich ein Leben lang an. Die gute Nachricht lautet, dass wir bereits in jungen Jahren etwas für Longevity und Well-Aging tun können. Mit dem richtigen Lebensstil wirken wir dem schleichenden Abbau entgegen und erhöhen die Chance auf ein langes und gesundes Leben.

Gesundes Altern beginnt heute!

Es ist also niemand zu jung, um sich mit dem Thema Altern und den Erkenntnissen der Longevity-Forschung zu befassen. Auch wenn Kältekammern und Stammzellentherapien für die meisten von uns (noch?) futuristisch klingen – je früher wir uns um einen gesunden Lebensstil bemühen, umso wahrscheinlicher gelingt es uns, altersbedingte Krankheiten zu vermeiden und den Alterungsprozess zu verlangsamen. Welche Massnahmen können wir heute schon ergreifen, um gesund alt zu werden? Die Antwort dazu liegt auf der Hand respektive in den «banalen» Dingen, mit denen wir uns täglich am Leben erhalten müssen: Ernährung, Aktivitäten, soziale Kontakte, Erholung und Schlaf. In all diesen Bereichen können wir mit unserem Verhalten zu einem langen Leben beitragen. Konkrete Tipps und Ratschläge dazu folgen im nächsten Beitrag. Wir werden uns dabei auch dem aktuellen Image des Alters widmen sowie der Frage, wie eine gesunde Einstellung zum Altern aussieht. Neben dem Lebensstil ist nämlich auch das richtige Mindset entscheidend, um alt zu werden, aber geistig fit, körperlich jung und emotional gesund zu bleiben.

Weiterführende Lektüre
Auf der Website des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns, eines der weltweit führenden Institute in der Alternsforschung, finden sich zahlreiche interessante Artikel zu Themen wie «Warum altern wir?», «Was bedeuten die Begriffe Lebenserwartung, Lebensdauer, Langlebigkeit und Gesundheitsspanne?» oder «Bestimmen unsere Gene, wie alt wir werden?»

Über SolidaVita

SolidaVita ist eine Marke der SOLIDA Versicherungen AG mit Sitz in Zürich.

Das Team besteht aus engagierten Versicherungsexpert:innen mit einer grossen Leidenschaft für innovative Lösungen. Die SOLIDA Versicherungen AG wurde 1982 von namhaften Krankenversicherungen gegründet und befindet sich heute im Besitz von Helsana und CONCORDIA.

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