Emotionale Gesundheit Symbolbild i Stockfoto

Emotionale Gesundheit: Warum ist sie so wichtig?

Haben Sie Ihre Emotionen im Griff? Oder ist eher das Umgekehrte der Fall? Was sind Emotionen überhaupt – bedeutet «Emotion» dasselbe wie «Gefühl»? Wie gelingt es, heftige Emotionen wie Angst und Wut zu regulieren? Und wieso ist die emotionale Gesundheit so wichtig für unser Wohlbefinden? Unsere neue Ratgeberserie geht der Bedeutung der emotionalen Gesundheit auf den Grund und bietet Strategien für den Umgang mit Emotionen. Zuletzt widmen wir uns einem besonders brisanten Aspekt: dem Einfluss der digitalen Medien auf die emotionale Gesundheit.

«Bleiben Sie gesund!» Mit diesem Wunsch ist meistens die körperliche Gesundheit gemeint und damit die Abwesenheit von akuten oder chronischen Krankheiten. Mehr und mehr rückt jedoch die emotionale Gesundheit in den Fokus der Aufmerksamkeit. Diese bestimmt massgeblich, wie wir uns fühlen und was uns beschäftigt, beeinflusst aber auch unser körperliches Befinden. Bevor wir im nächsten Beitrag Strategien zur Förderung der emotionalen Gesundheit vorstellen, klären wir, was mit Emotionen und emotionaler Gesundheit überhaupt gemeint ist.

Was sind Emotionen? Was sind Gefühle?

Wir alle haben Emotionen und werden in unserem Alltag stark davon geleitet. Aber was sind Emotionen eigentlich? Und was unterscheidet sie von Gefühlen? Klar ist zunächst, dass das Wort auf das Lateinische «emotio, emotionis» mit der Bedeutung «Bewegung» zurückgeht. Es handelt sich dabei um eine Art «innere Bewegung», die innerhalb von Bruchteilen von Sekunden erfolgt und die wir deutlich wahrnehmen: Eine Emotion ist eine unmittelbare Reaktion unseres Nervensystems auf ein Ereignis in der Umwelt. Das Ereignis kann real sein oder vermeintlich (eingebildet, nur vorgestellt). Die emotionale Reaktion darauf umfasst drei Ebenen:

  • Körperliche Äusserungen
  • Gefühle
  • Denkprozesse
Dazu ein Beispiel. Wenn wir auf einem Waldspaziergang plötzlich einem Wolf gegenüberstehen, führt diese Begegnung bei uns (und möglicherweise auch beim Wolf) zur Emotion der Angst. Wir spüren dies unter anderem als Herzklopfen, denn wenn im Nervensystem die Emotion Angst ausgelöst wird, verengen sich unsere Blutgefässe, der Puls wird schneller. Dadurch wird mehr Blut zu den Muskeln und zum Gehirn transportiert. Unsere Augen weiten sich, die Muskeln spannen sich an, vielleicht entfährt uns gar ein Schrei. Dies sind einige der körperlichen Reaktionen, die bei Angst automatisch ablaufen (1). Sie laufen übrigens auch dann ab, wenn wir nur meinen, einem Wolf gegenüberzustehen, uns dies also nur einbilden oder lebhaft vorstellen … Wenn wir unsere Emotion nun bewusst spüren und benennen können mit «Ich habe Angst», sind wir auf der Ebene der Gefühle angelangt (2). Angst führt auch zum berühmten «Tunnelblick»: Unser Fokus ist voll auf die Situation gerichtet, auf die es schnell und angemessen zu reagieren gilt. Wie wir reagieren, hängt mit den Denkprozessen zusammen respektive damit, wie wir die Situation beurteilen (3). Unser Gehirn vergleicht die aktuelle Situation blitzschnell mit Erinnerungen an vergangene Situationen oder mit dem, was wir über ähnliche Situationen gehört/gelesen haben, und trifft dann eine Entscheidung. Bei einer bedrohlichen Situation gibt es die drei berühmten Optionen Flucht, Kampf oder Erstarren (auch bekannt als flight, fright und freeze).

Emotionen und Gefühle sind also nicht dasselbe. Und doch ist das Gefühl nicht etwas ganz anderes als die Emotion. Es ist vielmehr die bewusste Wahrnehmung – das Fühlen – des unbewusst ausgelösten emotionalen Zustandes. Man könnte auch sagen: Das Gefühl ist das, wofür wir einen Namen haben (z. B. «Angst») und zu dem wir verstandesmässig Zugang haben. Die Emotion hingegen ist ein komplexes Verhaltensmuster, das sich im Lauf der Evolution herausgebildet hat, um uns der Situation entsprechend handeln zu lassen und so zu schützen. Emotionen sind also unsere Verbündeten – dies umso mehr, wenn wir lernen, die entsprechenden Abläufe und Gefühle zu verstehen und damit umzugehen

Welche Gefühle gibt es?

Halten wir kurz fest, warum Emotionen so wichtig sind für uns:

  • Durch Emotionen wird der Körper auf eine bestimmte Situation eingestellt. So wird etwa dank dem heftig klopfenden Herz mehr Blut transportiert, was uns klarer denken und kraftvoller laufen oder kämpfen lässt. Emotionen helfen uns somit, schnell zu reagieren.
  • Emotionen äussern sich in unserer Mimik, Gestik und Körperhaltung. So zeigt sich etwa Angst in den aufgerissenen Augen und dem angespannten Körper. Diese Äusserungen sind universell verständlich. Emotionen helfen uns somit, nonverbal zu kommunizieren.

Lachen und Weinen sind auf der ganzen Welt verständlich, da Emotionen zeitgeschichtlich viel älter sind als Sprache und Kultur. Auch ein ärgerliches Gesicht spricht Bände, ohne dass dazu ein einziges Wort gesagt werden muss. Wie viele solche allgemeinen menschlichen Emotionen es gibt und um welche Gefühle es sich dabei genau handelt, darüber ist sich die Emotionsforschung uneins. Der US-amerikanische Psychologe Paul Ekman, der zu nonverbaler Kommunikation forscht und Trainingsprogramme entwickelt hat, um Gesichtsausdrücke und sogenannte micro expressions schnell zu analysieren und den Ausdruck der eigenen Emotionen besser zu kontrollieren (mehr dazu auf Wikipedia), unterscheidet sieben Basisgefühle:

  • Angst
  • Ärger
  • Ekel
  • Freude
  • Trauer
  • Überraschung
  • Verachtung

Andere Forschende zählen etwa auch Scham, Verlangen, Liebe und Erleichterung zu den Basisgefühlen. Gloria Willcox, eine US-amerikanische Familientherapeutin, hat die menschlichen Emotionen noch weiter ausdifferenziert. Das von ihr entwickelte Gefühlsrad (Feeling Wheel) geht von sechs Grundgefühlen aus (traurig, wütend, verängstigt, freudig, kraftvoll, friedvoll), die in je sechs sekundäre Emotionen und sechs tertiäre Emotionen aufgefächert werden können. Das Gefühlsrad umfasst demnach insgesamt 78 Gefühlsnuancen:

Das Gefühlsrad

Das Gefühlsrad kann uns helfen, unseren emotionalen Zustand zu erkennen, zu benennen, zu verstehen und verständlich zu machen. Es braucht einige Übung, damit dies gelingt – zumal Gefühle oftmals auch nicht einzeln und isoliert auftreten, sondern als die berühmten «gemischten Gefühle». Wenn wir uns unserer Emotionen bewusst sind, können wir darauf auch Einfluss nehmen – Stichwort Emotionsregulation. Und genau hier kommt das Thema der emotionalen Gesundheit ins Spiel.

Was ist emotionale Gesundheit?

Eine emotional gesunde Person spürt und versteht ihre Emotionen. Sie kann sie präzise erkennen und sprachlich benennen und dadurch die Qualität und Intensität der Emotion in die gewünschte Richtung beeinflussen. Emotionale Gesundheit ist die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen und souverän damit umzugehen. Eine emotional gesunde Person behält somit auch in schwierigen Situationen, bei Ängsten, Stress und anderen Belastungen, eine positive Einstellung. Sie bleibt ruhig, kontrolliert und fokussiert. Diese Belastbarkeit wird auch Resilienz genannt.

  • Der erste Schritt hin zu einem souveränen Umgang mit Emotionen besteht darin zu verstehen, was Emotionen sind und sich ihre Wirkungsweise bewusst zu machen. Es gilt insbesondere zu erkennen, dass Emotionen dazu da sind, uns zu helfen – sie sind, wie bereits erwähnt, unsere Verbündeten in mehr oder weniger brenzligen Situationen. Wir sollten sie daher keinesfalls unterdrücken oder gar verfluchen, sondern als gute Freund*innen behandeln, sprich: Sie dankbar annehmen, wie sie sind, ihnen aufmerksam zuhören und uns liebevoll um sie kümmern.
  • Davon ausgehend können wir in einem zweiten Schritt versuchen, unsere Emotionen zu beeinflussen. Wenn wir beispielsweise feststellen, dass wir Angst haben und unser Körper aufgrund dieser Emotion verkrampft und angespannt ist, können wir bewusst das Gegenteil machen, also uns aufrichten, die Schultern entspannen und tief durchatmen. Wir können auch auf der Ebene unserer Denkprozesse ansetzen und versuchen, unsere Einschätzung einer Situation als «bedrohlich» zu hinterfragen und sie möglicherweise anders zu beurteilen. Das heisst nicht, die Emotion als «falsch» zu beurteilen und zu bekämpfen – im Gegenteil! Wir sollten aber im richtigen Moment den Verstand einschalten, um die Emotion in den Griff zu bekommen, statt komplett davon ergriffen zu sein.
Bleiben Sie emotional gesund!

Psychologische Theorien und empirische Befunde sprechen gleichermassen dafür, dass Emotionsregulation wichtig ist für unser seelisches, geistiges und körperliches Befinden – und damit auch für unseren beruflichen Erfolg, unsere Beziehungen und unsere allgemeine Zufriedenheit. Entsprechend lohnt es sich, emotional gesund zu werden oder zu bleiben! Wie dies gelingt, ist Thema unseres nächsten Beitrags. Sie erhalten praktische Tipps und Strategien zur Förderung der emotionalen Gesundheit und erfahren, wie Sie langfristig emotionale Stabilität entwickeln.


Literatur

  • Paul Ekman: Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren, Spectrum, Heidelberg 2010.
  • Gloria Willcox: The Feeling Wheel. In: Transactional Analysis Journal 1982, Vol. 12, No. 4; doi: 10.1177/036215378201200411.
  • Sven Barnow: Gefühle im Griff! Wozu man Emotionen braucht und wie man sie reguliert, Springer, 2015.

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