
Burnout bei Eltern: weg mit dem Tabu!
Dies sind einige Symptome eines Burnouts:
- Tiefe Erschöpfung, die über längere Zeit andauert
- Abende und Wochenenden bringen keine Entspannung mehr
- Gereiztheit, Ungeduld, Freudlosigkeit, Depression
- Schlafstörungen und andere körperliche Symptome
- Emotionale Distanz zu den Kindern, Gleichgültigkeit
- Entfremdung vom Partner, von der Partnerin
(Inspiriert von: Pro Juventute)
Die meisten Eltern kennen das Gefühl von Stress. Jede zweite Mutter und jeder dritte Vater fühlen sich regelmässig komplett überfordert. Und 7 % der Elternteile in der Schweiz «brennen» regelrecht «aus» und finden nur mit professioneller Hilfe wieder zu neuer Energie und Tatkraft. Trotzdem ist es immer noch ein Tabu, öffentlich über die eigene Überforderung als Mutter oder Vater zu reden. Woran liegt das?
Ganz einfach: weil überforderte Mütter und Väter dem Idealbild widersprechen, das wir von Eltern haben. Insbesondere Mütter werden gerne als unerschöpfliche Quelle der Liebe und Fürsorge gesehen. Zudem wird von Eltern erwartet, dass sie souverän sind und das Leben im Griff haben. In der Werbung, in Filmen und auf Social Media sehen wir Bilder der perfekten Familie mit wohlerzogenen Kindern im schön aufgeräumten Haus. Kaum je wird hingegen das alltägliche Chaos präsentiert, den ein Familienhaushalt in der Realität oftmals mit sich bringt.
Das Idealbild der aufopfernden Eltern und insbesondere der aufopfernden Mutter ist in uns allen tief verankert, und viele von uns versuchen mehr oder weniger bewusst, diesem Idealbild zu entsprechen. Zugleich gilt in unserer Leistungsgesellschaft das Gebot der Selbstoptimierung. Bekanntlich «schmieden» wir alle unser Glück selbst –, entsprechend sind wir auch «selber schuld» an unseren Schwierigkeiten und Schwächen. Sich und anderen einzugestehen, dass die Elternrolle überfordert, ist sehr schwierig. Zum Gefühl des Versagens kommen Scham und Schuld. Darüber wird erst recht geschwiegen – und so bleibt die elterliche Erschöpfung ein Tabu.
Übrigens: Drei Viertel der Personen, die beim Elternnotruf von Pro Juventute um Hilfe bitten, sind Frauen. Dies hat zum einen damit zu tun, dass Frauen noch immer einen Grossteil der Care-Arbeit machen und auch organisatorisch die Hauptverantwortung für die Familie tragen, Stichwort Mental Load. Zum anderen liegt es auch am Idealbild des erfolgreichen «starken Mannes»: Als Vater die eigene Überforderung einzugestehen respektive um Hilfe zu bitten, ist ein doppeltes Tabu.
Burnout-Diagnosen bei Eltern haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Dieser Trend weist darauf hin, dass ein «parental Burnout» nicht einfach ein persönliches Versagen ist, sondern durch gesellschaftliche Strukturen begünstigt wird:
- Die meisten Eltern versuchen, Beruf und Familie zu vereinen und die Betreuung ihrer Kinder mit einem anspruchsvollen Job und den täglichen Aufgaben im Haushalt in Einklang zu bringen. Über 80 % der Mütter und 96 % der Väter in der Schweiz sind heute erwerbstätig. Mütter mit Kindern unter sieben Jahren leisten täglich durchschnittlich zehn Stunden Berufs- und Familienarbeit – auch an den Wochenenden.
- Die Erwartungen an Eltern sind gewachsen. Eltern sollen heute nicht nur die Grundbedürfnisse ihrer Kinder erfüllen, sondern auch deren emotionale, soziale und intellektuelle Entwicklung fördern, um sie auf eine zunehmend komplexe (Arbeits-)Welt vorzubereiten. Von Eltern wird auch erwartet, dass sie sich an schulischen Aktivitäten beteiligen und vieles mehr.
- Mentale Probleme und Störungen der psychischen Gesundheit haben allgemein zugenommen – sowohl bei Kindern als auch bei Eltern. Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen stellen Eltern vor eine noch grössere Herausforderung; zugleich haben viele Eltern auch selbst mit psychischen Belastungen zu kämpfen. Dies kann in eine Negativspirale der (gegenseitigen) Überforderung und Erschöpfung führen.
Hinzu kommen individuelle Faktoren, die ein Burnout begünstigen:
- Der Risikofaktor schlechthin ist Perfektionismus: Wer dem erwähnten Idealbild als perfekte Mutter oder Vater nachstrebt, macht sich selbst enormen Druck und kann in den eigenen Augen eigentlich nur versagen.
- Auch Abgrenzungsprobleme sind ungünstig: Wer die Bedürfnisse der Kinder sowie andere Anforderungen von aussen (wie den Job) optimal erfüllen will und Mühe hat, «Nein» zu sagen, neigt dazu, sich selbst komplett zu vergessen.
- Fehlt ein soziales Netz, das die Eltern unterstützen und entlasten kann, dreht das Hamsterrad ohne Unterbruch – Erholung ist nirgends in Sicht. Deshalb sind Alleinerziehende auch besonders Burnout-gefährdet.
- Ein wesentlicher Punkt bei der Burnout-Prävention ist Kommunikation. Teilen Sie Ihre Bedürfnisse und Ihre Gefühle der Überforderung mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin, mit Freundinnen und Freunden und mit Ihrer Familie. Damit nehmen Sie Ihre Verantwortung gegenüber sich selbst und Ihrem Umfeld wahr. Denn: «Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.»
- Hinterfragen Sie Ihre Ansprüche und schrauben Sie Ihre Ziele auf ein realistisches Mass hinunter. Gibt es Aufgaben, die nicht unbedingt gemacht werden müssen oder die Sie delegieren können? Schreiben Sie Let-it-be-Listen statt To-do-Listen. Lernen Sie also, «Nein» zu sagen, auch zu Ihrem eigenen Perfektionismus, und üben Sie sich in der Strategie «Good enough».
- Schaffen Sie sich im Alltag kleine Zeitinseln für Ihre persönliche Erholung oder für Erlebnisse, die nur Ihren eigenen Interessen entsprechen. Sie haben ein Recht auf «Me Time» und auf das Erfüllen Ihrer Bedürfnisse! Tragen Sie sich die Auszeiten in der Agenda ein, damit sie nicht von anderen Terminen überlagert werden und Sie sich darauf freuen können.
- Legen Sie Ihr Smartphone weg, wenn Sie Zeit mit Ihren Kindern verbringen, und konzentrieren Sie sich ganz auf diese wertvollen Momente. Wie schnell ist die entspannte Stimmung dahin, wenn Sie plötzlich eine wichtige Job-E-Mail entdecken. «Wichtig» heisst nicht unbedingt «dringend»; meistens kann das Geschäftliche (mindestens) ein paar Stunden warten.
- Pflegen Sie die Bedürfnisse Ihres Körpers, indem Sie auf gesunde Ernährung achten und für ausreichend Bewegung sorgen. Es muss nicht immer Sport sein, ein ruhiger Waldspaziergang (ebenfalls ohne Smartphone) wirkt Wunder.
Beobachter: Immer mehr Eltern schlittern ins Burn-out: Hier finden sie Hilfe
Fritz und Fränzi: Leiden Sie unter einem Eltern-Burnout? (Test zum Download)
Magazin Tadah: Mama-Burnout: Was Mütter alles leisten
Mal Ehrlich: Ich habe sogar im Schlaf geweint
Pro Familia: Elterliches Burnout (Factsheet zum Download)
Pro Juventute: Burnout bei Eltern: erschöpfte Mütter und Väter
Pro Juventute: Vereinbarkeit Familie und Beruf (Broschüre)
Pro Juventute: «Elterliches Burnout bedeutet Stress für die ganze Familie»
Pro Juventute: Kostenlose Elternberatung 24/7
SRF: Eltern am Anschlag: Erschöpfung statt Familienglück
Swiss Mom: Eltern-Burn-out: erkennen, behandeln und die Resilienz stärken
Telefonische Beratung 24/7: Elternnotruf
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