Symbolbild Burnout bei Eltern i Stock

Burnout bei Eltern: weg mit dem Tabu!

Sind Sie als Mutter oder Vater dauergestresst und oftmals am Anschlag, bevor der Tag richtig beginnt? Zu wenig Schlaf, die permanente Verantwortung für die Kinder, das ganz normale Haushaltschaos, hoher Druck am Arbeitsplatz, ein endloses Hamsterrad der Termine und To-Dos und keine Zeit für die eigenen Bedürfnisse: Das Elterndasein erfordert oft übermenschliche Leistungen. Kein Wunder, fühlen sich immer mehr Mütter und Väter überfordert. Doch anders als das Burnout im Job ist das «parental Burnout» noch immer ein Tabu. Erfahren Sie, wie Sie erste Anzeichen eines Eltern-Burnouts erkennen und was Sie tun können, um dem Break-down entgegenzuwirken.
Wer ein «klassisches» Job-Burnout erleidet, wird heute oftmals nicht mehr schief angesehen. Im Gegenteil, die totale Erschöpfung im Beruf wird mit aussergewöhnlichem Einsatz und dem Streben nach hohen Zielen in Verbindung gebracht – mit einem Verhalten also, das in unserer Leistungsgesellschaft erwünscht ist, aber auch kritisch gesehen wird. Ähnlich hohe Erwartungen der Selbstaufopferung werden an Eltern gestellt und stellen Väter und insbesondere Mütter an sich selbst. Die Leistungen zu erbringen, die das Familienleben erfordert, gilt als natürlich und selbstverständlich – schliesslich schaffen Eltern das seit vielen Generationen, früher oft mit mehr Kindern als heute und weniger technischen Hilfsmitteln im Haushalt. Entsprechend ungern geben Mütter und Väter zu, wenn sie restlos überfordert sind. Brechen wir also das Tabu: Reden wir offen und ehrlich über die Ursachen und Symptome des Eltern-Burnouts.
Was ist ein Burnout bei Eltern und wie zeigt es sich?
Ein Eltern-Burnout ist ein starker emotionaler und körperlicher Erschöpfungszustand infolge eines permanenten Gefühls der Überlastung und der Überforderung mit der täglichen Rolle als Mutter oder Vater – nebst allen anderen Herausforderungen des Alltags (Haushalt, Job, Partnerschaft, Sozialleben usw.). Entscheidend ist das Wort «permanent»: Sich nicht mehr erholen zu können, gehört zu den Hauptmerkmalen eines Burnouts. Und es hat weitreichende Folgen. Wer dauergestresst ist, kann die elterlichen Aufgaben nur noch unter grösster Anstrengung ausführen. Es ist ein «Funktionieren», begleitet von körperlichen Symptomen wie Schwindel, Panikattacken oder Gefühlen der Lähmung und Leere – bis irgendwann gar nichts mehr geht.

Dies sind einige Symptome eines Burnouts:

  • Tiefe Erschöpfung, die über längere Zeit andauert
  • Abende und Wochenenden bringen keine Entspannung mehr
  • Gereiztheit, Ungeduld, Freudlosigkeit, Depression
  • Schlafstörungen und andere körperliche Symptome
  • Emotionale Distanz zu den Kindern, Gleichgültigkeit
  • Entfremdung vom Partner, von der Partnerin

(Inspiriert von: Pro Juventute)

Die meisten Eltern kennen das Gefühl von Stress. Jede zweite Mutter und jeder dritte Vater fühlen sich regelmässig komplett überfordert. Und 7 % der Elternteile in der Schweiz «brennen» regelrecht «aus» und finden nur mit professioneller Hilfe wieder zu neuer Energie und Tatkraft. Trotzdem ist es immer noch ein Tabu, öffentlich über die eigene Überforderung als Mutter oder Vater zu reden. Woran liegt das?

Warum ist das Eltern-Burnout ein Tabu?

Ganz einfach: weil überforderte Mütter und Väter dem Idealbild widersprechen, das wir von Eltern haben. Insbesondere Mütter werden gerne als unerschöpfliche Quelle der Liebe und Fürsorge gesehen. Zudem wird von Eltern erwartet, dass sie souverän sind und das Leben im Griff haben. In der Werbung, in Filmen und auf Social Media sehen wir Bilder der perfekten Familie mit wohlerzogenen Kindern im schön aufgeräumten Haus. Kaum je wird hingegen das alltägliche Chaos präsentiert, den ein Familienhaushalt in der Realität oftmals mit sich bringt.

Das Idealbild der aufopfernden Eltern und insbesondere der aufopfernden Mutter ist in uns allen tief verankert, und viele von uns versuchen mehr oder weniger bewusst, diesem Idealbild zu entsprechen. Zugleich gilt in unserer Leistungsgesellschaft das Gebot der Selbstoptimierung. Bekanntlich «schmieden» wir alle unser Glück selbst –, entsprechend sind wir auch «selber schuld» an unseren Schwierigkeiten und Schwächen. Sich und anderen einzugestehen, dass die Elternrolle überfordert, ist sehr schwierig. Zum Gefühl des Versagens kommen Scham und Schuld. Darüber wird erst recht geschwiegen – und so bleibt die elterliche Erschöpfung ein Tabu.

Übrigens: Drei Viertel der Personen, die beim Elternnotruf von Pro Juventute um Hilfe bitten, sind Frauen. Dies hat zum einen damit zu tun, dass Frauen noch immer einen Grossteil der Care-Arbeit machen und auch organisatorisch die Hauptverantwortung für die Familie tragen, Stichwort Mental Load. Zum anderen liegt es auch am Idealbild des erfolgreichen «starken Mannes»: Als Vater die eigene Überforderung einzugestehen respektive um Hilfe zu bitten, ist ein doppeltes Tabu.

Ursachen und Risikofaktoren eines Eltern-Burnouts

Burnout-Diagnosen bei Eltern haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Dieser Trend weist darauf hin, dass ein «parental Burnout» nicht einfach ein persönliches Versagen ist, sondern durch gesellschaftliche Strukturen begünstigt wird:

  • Die meisten Eltern versuchen, Beruf und Familie zu vereinen und die Betreuung ihrer Kinder mit einem anspruchsvollen Job und den täglichen Aufgaben im Haushalt in Einklang zu bringen. Über 80 % der Mütter und 96 % der Väter in der Schweiz sind heute erwerbstätig. Mütter mit Kindern unter sieben Jahren leisten täglich durchschnittlich zehn Stunden Berufs- und Familienarbeit – auch an den Wochenenden.
  • Die Erwartungen an Eltern sind gewachsen. Eltern sollen heute nicht nur die Grundbedürfnisse ihrer Kinder erfüllen, sondern auch deren emotionale, soziale und intellektuelle Entwicklung fördern, um sie auf eine zunehmend komplexe (Arbeits-)Welt vorzubereiten. Von Eltern wird auch erwartet, dass sie sich an schulischen Aktivitäten beteiligen und vieles mehr.
  • Mentale Probleme und Störungen der psychischen Gesundheit haben allgemein zugenommen – sowohl bei Kindern als auch bei Eltern. Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen stellen Eltern vor eine noch grössere Herausforderung; zugleich haben viele Eltern auch selbst mit psychischen Belastungen zu kämpfen. Dies kann in eine Negativspirale der (gegenseitigen) Überforderung und Erschöpfung führen.

Hinzu kommen individuelle Faktoren, die ein Burnout begünstigen:

  • Der Risikofaktor schlechthin ist Perfektionismus: Wer dem erwähnten Idealbild als perfekte Mutter oder Vater nachstrebt, macht sich selbst enormen Druck und kann in den eigenen Augen eigentlich nur versagen.
  • Auch Abgrenzungsprobleme sind ungünstig: Wer die Bedürfnisse der Kinder sowie andere Anforderungen von aussen (wie den Job) optimal erfüllen will und Mühe hat, «Nein» zu sagen, neigt dazu, sich selbst komplett zu vergessen.
  • Fehlt ein soziales Netz, das die Eltern unterstützen und entlasten kann, dreht das Hamsterrad ohne Unterbruch – Erholung ist nirgends in Sicht. Deshalb sind Alleinerziehende auch besonders Burnout-gefährdet.
Die Warnsignale erkennen und vorbeugen
Sind Sie als Mutter oder Vater dauernd müde und ständig gereizt? Bringt Sie das kleinste unvorhergesehene Ereignis, sei es im Job oder zu Hause, an den Rand des Nervenzusammenbruchs? Empfinden Sie das Zusammensein mit den Kindern nicht mehr als erfüllend, sondern als auslaugend? Fühlen Sie sich emotional permanent leer und erschöpft? Haben Sie zugleich das Gefühl, als Mutter oder Vater zu versagen? Wenn Sie jetzt mehrmals genickt haben, sollten Sie aktiv etwas unternehmen, bevor die totale Erschöpfung droht. Hören Sie auf die Warnsignale und reagieren Sie darauf. Je eher Sie sich Unterstützung suchen und der Überlastung entgegenwirken, desto besser gelingt es, ein Burnout zu verhindern.
So können Sie als Eltern einem Burnout vorbeugen:
  • Ein wesentlicher Punkt bei der Burnout-Prävention ist Kommunikation. Teilen Sie Ihre Bedürfnisse und Ihre Gefühle der Überforderung mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin, mit Freundinnen und Freunden und mit Ihrer Familie. Damit nehmen Sie Ihre Verantwortung gegenüber sich selbst und Ihrem Umfeld wahr. Denn: «Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.»
  • Hinterfragen Sie Ihre Ansprüche und schrauben Sie Ihre Ziele auf ein realistisches Mass hinunter. Gibt es Aufgaben, die nicht unbedingt gemacht werden müssen oder die Sie delegieren können? Schreiben Sie Let-it-be-Listen statt To-do-Listen. Lernen Sie also, «Nein» zu sagen, auch zu Ihrem eigenen Perfektionismus, und üben Sie sich in der Strategie «Good enough».
  • Schaffen Sie sich im Alltag kleine Zeitinseln für Ihre persönliche Erholung oder für Erlebnisse, die nur Ihren eigenen Interessen entsprechen. Sie haben ein Recht auf «Me Time» und auf das Erfüllen Ihrer Bedürfnisse! Tragen Sie sich die Auszeiten in der Agenda ein, damit sie nicht von anderen Terminen überlagert werden und Sie sich darauf freuen können.
  • Legen Sie Ihr Smartphone weg, wenn Sie Zeit mit Ihren Kindern verbringen, und konzentrieren Sie sich ganz auf diese wertvollen Momente. Wie schnell ist die entspannte Stimmung dahin, wenn Sie plötzlich eine wichtige Job-E-Mail entdecken. «Wichtig» heisst nicht unbedingt «dringend»; meistens kann das Geschäftliche (mindestens) ein paar Stunden warten.
  • Pflegen Sie die Bedürfnisse Ihres Körpers, indem Sie auf gesunde Ernährung achten und für ausreichend Bewegung sorgen. Es muss nicht immer Sport sein, ein ruhiger Waldspaziergang (ebenfalls ohne Smartphone) wirkt Wunder.
Zu sich selbst schauen und Hilfe suchen
Besonders wichtig ist das Thema Selbstfürsorge. Wer gut zu sich selbst schaut, kann auch gut für die Familie da sein. Dies bedingt allerdings, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und diese dem Umfeld auch klar zu kommunizieren. Zur Kommunikation gehört auch, sich mit einem freundlichen «Nein» gegenüber Anforderungen von aussen abzugrenzen. Für manche Eltern, insbesondere für Mütter, klingt das egoistisch. Doch auch Kinder müssen lernen, für sich selbst zu sorgen – und das geht am besten, indem Sie ihnen darin ein gutes Vorbild sind. Die Pflege Ihrer eigenen emotionalen Gesundheit ist die Bedingung dafür, dass Sie Ihre Kinder in ein selbstständiges Leben begleiten können. Zur Selbstfürsorge gehört auch, zu merken, wann man an die eigenen Grenzen kommt. Im nächsten Beitrag bieten wir Ihnen eine Checkliste für den Burnout-Notfall. Doch lassen Sie es nicht so weit kommen, holen Sie sich frühzeitig Hilfe! Bei Familienzentren, Elternnetzwerken und spezialisierten Beratungsstellen finden Sie professionelle Unterstützung.
Weiterführende Links und Bücher

Über SolidaVita

SolidaVita ist eine Marke der SOLIDA Versicherungen AG mit Sitz in Zürich.

Das Team besteht aus engagierten Versicherungsexpert:innen mit einer grossen Leidenschaft für innovative Lösungen. Die SOLIDA Versicherungen AG wurde 1982 von namhaften Krankenversicherungen gegründet und befindet sich heute im Besitz von Helsana und CONCORDIA.

Wir sind für Sie da

Telefon / E-Mail

Kontaktieren Sie uns und wir helfen Ihnen gerne weiter. Schnell und unkompliziert.

Persönliche Beratung

Vereinbaren Sie einen unverbindlichen und kostenlosen Beratungstermin.