
Familienchaos im Griff: mit einem Notfallplan durch turbulente Tage
Viele kennen sie, doch niemand mag sie: diese Momente, in denen man das Gefühl hat, dass alles aus dem Ruder läuft. Im ersten Augenblick hilft dann vermutlich nur tief durchatmen. Kurz innehalten, die Gedanken sortieren – und dann Schritt für Schritt weitermachen. Vor allem mit Kindern scheint es fast ein Naturgesetz zu sein: Das Unerwartete tritt meist dann ein, wenn man am wenigsten damit rechnet.
Die gute Nachricht: Mit einem Notfallplan für Chaostage lässt sich wahrscheinlich auch der stressigste Tag irgendwann bändigen.
«Vereinbarkeit von Familie und Beruf» klingt in schlauen Ratgebern wunderbar machbar – im echten Leben fühlt es sich jedoch oft an wie ein Jonglierakt auf einem Drahtseil. Alle Pläne verlieren ihre Gültigkeit, sobald das Kind krank wird, der oder die Babysitter*in absagt oder die Schule spontan früher schliesst.
An solchen Tagen zeigt sich, wie anspruchsvoll es wirklich ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen – ob beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit, als Alleinerziehende*r oder sogar in einem familienfreundlichen Job. Die Doppelbelastung kann enorm sein. Vereinbarkeit bedeutet ständiges Umplanen, Priorisieren und nicht selten eben auch Improvisieren.
Kommen solche Chaostage nur vereinzelt vor, sind sie zwar herausfordernd, aber in der Regel gut zu bewältigen, denn die Kräfte reichen aus, um danach wieder das Gleichgewicht zu finden. Schwieriger wird es, wenn das Ausnahmechaos zur Regel wird. Dauerhafter Stress erschöpft nicht nur Körper und Geist, sondern führt oft auch zu unüberlegten Entscheidungen – sei es im Job oder zu Hause. Ein klarer, realistisch umsetzbarer Notfallplan kann helfen, auch in turbulenten Zeiten handlungsfähig zu bleiben und den Alltag besser zu meistern. Gleichzeitig bleibt die Frage nach einer tragfähigen, individuellen Lösung: Braucht es mehr Flexibilität im Job? Lässt sich zusätzliche fixe Unterstützung organisieren – sei es durch Babysitter*innen, Familie oder andere Netzwerke? Vereinbarkeit bedeutet letztlich nicht Perfektion, sondern Strategien zu finden, die zur eigenen Lebenssituation passen.
«Ein Plan ist dazu da, verworfen zu werden.» Diesen Satz kennen viele Eltern. Warum also überhaupt einen Notfallplan erstellen? Weil er die Rettungsleine für stressige Tage ist und hilft, das Chaos zu bändigen, Entscheidungen klarer zu treffen und den Überblick zu behalten. Denn allein das Wissen, dass es einen vorbereiteten Fahrplan gibt, kann den Stresspegel senken.
Ein weiterer Vorteil: Unterstützer*innen wie Grosseltern, Freund*innen, Nachbar*innen oder Babysitter*innen können vorab eingebunden werden. Wenn klar ist, wer im Ernstfall welche Aufgabe übernimmt, spart dies Zeit und Nerven. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern ein «gut genug» für den Moment.
- Durchatmen und Prioritäten setzen. Erst zur Ruhe kommen und sich dann fragen: Was muss jetzt sofort erledigt werden, was kann warten? Alles Nicht-Akute parken.
- Mini-Zeitplan statt starre Tagesstruktur erstellen. 15- oder 30-Minuten-Blöcke planen. Lieber weniger Punkte vornehmen, dafür realistisch umsetzbare.
- Externe Hilfe aktivieren. Wer kann unterstützen? Grosseltern, Nachbar*innen, Freund*innen, Babysitter*innen. Falls möglich, flexible Arbeitszeit einplanen, Homeoffice machen oder Aufgaben verschieben. Notfallkontaktliste bereithalten.
- SOS-Kinderbeschäftigungen auflisten. Dazu zählen altersgerechte und möglichst selbstständige Aktivitäten wie Hörspiele oder Kinderpodcasts hören, die Mal- oder die Bastelbox aktivieren oder ausnahmsweise eine Serie oder einen Film schauen.
- Essen und Energie sichern. Schnelle Notfallgerichte im Kopf haben, beispielsweise TK-Gemüse, Couscous, Wraps, Pfannkuchen, belegte Brötchen. Gesunde Snacks (Obst, Nüsse, Müsliriegel) bereithalten. Und selbst das Wassertrinken nicht vergessen!
- Eigene Grenzen akzeptieren. Nicht alles wird perfekt laufen. Sich kleine Pausen gönnen – selbst fünf Minuten mit einem Tee am offenen Fenster können Wunder wirken.
Chaostage wirken für den Moment überwältigend, sind aber meist nur Episoden – manchmal dauern sie einen Tag, manchmal ein paar mehr. Vereinbarkeit bedeutet nicht, dass alles reibungslos läuft, sondern dass das Wesentliche seinen Platz findet – auch wenn improvisiert werden muss.
Wichtig ist, kleine Erfolge anzuerkennen: Vielleicht wurde nicht alles erledigt, aber das Wichtigste ist geschafft. Perfektion ist nicht das Ziel. Jeder Tag, an dem Familie und Beruf trotz Turbulenzen in ein Gleichgewicht gebracht werden konnten, ist bereits ein Erfolg.
Doch eines darf man nicht vergessen: Hält der Ausnahmezustand dauerhaft an, ist das nicht nur kräftezehrend, sondern auch gesundheitlich riskant. Was langfristiger Stress für Eltern bedeuten kann – und warum es wichtig ist, das Tabu zu brechen –, erfahren Sie im Beitrag «Burnout bei Eltern: weg mit dem Tabu!».
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