Zigarette, Dopamin und Routine – warum Rauchstopp so schwerfällt
In diesem Beitrag beleuchten wir, warum Rauchen so gefährlich ist, welche finanziellen Aufwände damit verbunden sind, wie Abhängigkeit auf mehreren Ebenen entsteht und ob die Zahlen der Raucher*innen in der Schweiz wirklich rückläufig sind.
Beginnen wir mit harten, aber realistischen Fakten: Tabakrauch enthält zahlreiche giftige Stoffe und Gase wie Stickstoff und Kohlendioxid, die den Körper stark belasten. Besonders schädlich sind Kohlenmonoxid, das die Sauerstoffaufnahme beeinträchtigt, Blausäure, die Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen verursachen kann, sowie Stickoxid und Ammoniak, die Atemwege und Augen reizen. Zudem ist Formaldehyd im Rauch enthalten, das als krebserregend gilt. Neben diesen Gasen befinden sich auch feste Partikel wie Teer im Tabakrauch. Teer enthält verschiedene krebserzeugende Substanzen, darunter Kohlenwasserstoffe, Phenole und Benzole. Hier finden wir also nichts Gutes.
Die Schadstoffe des Tabakrauchs gelangen über die Blutbahn in den gesamten Körper und schädigen verschiedene Organe wie Lunge, Speiseröhre und Bauchspeicheldrüse. Dadurch wird die körpereigene Abwehr gegen Krebszellen geschwächt, was das Krebsrisiko deutlich erhöht und die Wirksamkeit von Krebstherapien mindert. Neben Lungenkrebs kann Rauchen auch Erkrankungen wie COPD oder Tuberkulose verursachen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden steigern, da sich Blut- und Herzkranzgefässe verengen, was zu Durchblutungsstörungen und Schlaganfällen führen kann. Zudem zeigen Studien, dass Raucher*innen häufiger psychische Störungen entwickeln. Insgesamt verschlechtert Rauchen den allgemeinen Gesundheitszustand, da Wunden langsamer heilen, Atembeschwerden zunehmen und Knochenbrüche häufiger auftreten.
In der Schweiz sterben jährlich rund 9500 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das sind etwa 14 Prozent aller Todesfälle, und somit ist Rauchen die grösste vermeidbare Todesursache in der Schweiz.
Man kann also klar behaupten: Auf das Rauchen zu verzichten, lohnt sich. Denn: Jede nicht gerauchte Zigarette bringt laut Modellrechnungen etwa 20 Minuten zusätzliches Leben.
Dass der Griff zur Zigarette zur Gewohnheit wird, hat Gründe – meist sind es drei ineinandergreifende Dimensionen:
- Körperliche Abhängigkeit: Nikotin stimuliert im Gehirn die Ausschüttung von Dopamin und Serotonin, was als Belohnung bzw. als Entspannung wahrgenommen wird. Der Körper gewöhnt sich daran, und es entsteht eine gewisse Toleranz - man braucht mehr, um denselben Effekt zu erreichen.
- Psychologische Abhängigkeit: Nikotin löst die Freisetzung der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn aus. Das bedeutet: Menschen fühlen sich wacher, aufmerksamer und gleichzeitig entspannter. Sie gewöhnen sich an die positiv wahrgenommene Verbindung zwischen Nikotin und der Emotionsregulation.
- Verhaltensabhängigkeit: Zigarettenkonsum ist oft verknüpft mit bestimmten Situationen (z. B. «Zigi zum Kaffee», in der Pause, nach dem Essen, beim Ausgehen). Diese automatischen Gewohnheiten werden triggerbasiert: Beim Eintreten des Situationssignals greift man zur Zigarette.
Bis das Verlangen nach einer Zigarette auf den unterschiedlichen Ebenen verschwindet, dauert es mehrere Monate oder oft Jahre. Der Frage, wie die Entwöhnung unterstützt werden kann, widmen wir uns im nächsten Beitrag.
Rauchen ist in der Schweiz nach wie vor weit verbreitet – auch wenn die Zahlen langsam sinken. Laut dem Bundesamt für Statistik raucht rund ein Viertel der Bevölkerung ab 15 Jahren, also etwa 24 Prozent. Männer greifen etwas häufiger zur Zigarette als Frauen, und besonders verbreitet ist der Konsum in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen.
Ermutigend ist, dass viele Betroffene den Wunsch haben, aufzuhören: Mehr als 60 Prozent der Raucher*innen gaben 2022 an, einen Rauchstopp in Betracht zu ziehen. Das zeigt, dass das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken vorhanden ist – der Ausstieg bleibt jedoch eine Herausforderung.
Die meisten beginnen sehr früh: Zwei Drittel der täglich Rauchenden haben ihre erste Zigarette vor dem 20. Lebensjahr geraucht. Je eher der Einstieg erfolgt, desto grösser ist das Risiko einer langjährigen Abhängigkeit – ein Grund, weshalb Prävention bei Jugendlichen besonders wichtig ist.
Auch gesetzlich bewegt sich einiges. Mit der Volksinitiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung», die 2022 angenommen wurde, soll Werbung für Tabakprodukte künftig strenger reguliert werden. Das neue Tabakproduktegesetz trat 2024 in Kraft und stärkt den Jugendschutz, unter anderem durch Werbeverbote an Orten, die für Minderjährige zugänglich sind.
Die Folgen des Rauchens betreffen nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Gesundheitssystem: durch Behandlungen von Erkrankungen, die auf Tabakkonsum zurückzuführen sind. Hinzu kommen volkswirtschaftliche Folgekosten durch Arbeitsausfälle und Produktivitätsverluste.
Rauchen geht nicht nur auf Kosten der Gesundheit, sondern auch ins Geld – sowohl individuell als auch gesellschaftlich.
Eine Schachtel Zigaretten kostet in der Schweiz durchschnittlich 7.50 Franken. Wer täglich eine Packung raucht, gibt damit pro Jahr etwa 2’740 Franken aus – in zehn Jahren also rund 27’400 Franken. Hinzu kommen indirekte Kosten für häufigere Arztbesuche und Medikamente sowie für Krankheitsausfälle. Selbst ein «massvoller» Konsum summiert sich also schnell zu einem beträchtlichen Betrag, der an anderer Stelle – zum Beispiel für Reisen, Hobbys oder Vorsorge – fehlen kann.
Rauchen gilt als einer der wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren überhaupt. Studien zeigen, dass Raucher*innen häufiger an chronischen Krankheiten leiden und damit höhere Gesundheitskosten verursachen. Laut Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit entstehen der Schweiz dadurch jährlich über drei Milliarden Franken an direkten Gesundheitskosten.
In der obligatorischen Grundversicherung gibt es zwar keine höheren Prämien für Raucher*innen – die Gemeinschaft aller Versicherten trägt die Mehrkosten mit. Bei Zusatzversicherungen und privaten Policen (z. B. Spitalzusatz, Krankentaggeld) können Gesundheitsangaben oder Risikoprüfungen jedoch eine Rolle spielen. Rauchende Personen bezahlen höhere Prämien oder müssen bei sehr starkem Nikotinkonsum sogar mit einer Ablehnung rechnen.
Wer allerdings während der Vertragslaufzeit mit dem Rauchen aufhört, kann den Wechsel in den Nichtrauchertarif beantragen – und so von günstigeren Prämien profitieren.
Risikolebensversicherungen unterscheiden in der Regel klar zwischen Raucher*innen und Nichtraucher*innen. Der Grund ist das höhere Sterblichkeits- und Krankheitsrisiko. Je nach Anbieter können die Prämien für Raucher*innen 20 bis 80 Prozent höher liegen als jene für Nichtraucher*innen – bei langen Laufzeiten kann das einen Unterschied von mehreren tausend Franken machen.
Viele Versicherungsgesellschaften definieren den Nichtraucherstatus so: Wer mindestens zwölf Monate vollständig auf Nikotin verzichtet, gilt als rauchfrei. Dazu zählen auch E-Zigaretten, Snus oder Nikotinpflaster, solange sie Nikotin enthalten. Einige Gesellschaften verlangen längere Fristen oder stichprobenartige Tests auf das Nikotinabbauprodukt Cotinin, um die Angaben zu überprüfen.
Der finanzielle Vorteil einer rauchfreien Lebensweise ist also messbar – und ergänzt die gesundheitlichen Vorteile um eine ganz konkrete ökonomische Dimension.
Um langfristige Stabilität sicherzustellen, setzen wir für einen Versicherungsschutz eine Rauchfreiheit von 24 Monaten voraus. Studien zeigen, dass das Rückfallrisiko nach einem Jahr noch hoch ist. Sollte es zu einem Rückfall kommen, muss dies gemäss den Allgemeinen Versicherungsbedingungen gemeldet werden.
Dem Rauchen lässt sich nichts Positives abgewinnen, weder gesundheitlich noch finanziell. Die Risiken sind gut belegt, und doch fällt es vielen Menschen schwer, mit dem Rauchen aufzuhören. Das hat viel mit den komplexen Mechanismen der Abhängigkeit zu tun – körperlich, psychisch und gewohnheitsbedingt geprägt.
Trotzdem gibt es Grund zur Zuversicht: Die Zahl der Raucher*innen in der Schweiz war in den letzten Jahren rückläufig, und immer mehr Menschen fassen den Entschluss, rauchfrei zu werden. Wie dieser Schritt gelingen kann, welche Methoden wirklich helfen und welche Unterstützung es in der Schweiz gibt, zeigen wir im nächsten Beitrag: «Rauchfrei – so gelingt der Ausstieg mit realistischen Zielen».
Wir sind für Sie da
Telefon / E-Mail
Kontaktieren Sie uns und wir helfen Ihnen gerne weiter. Schnell und unkompliziert.
Persönliche Beratung
Vereinbaren Sie einen unverbindlichen und kostenlosen Beratungstermin.