
Vom Paar zur Familie: Wie Kinder die Partnerschaft verändern
Spontane Treffen mit Freund*innen, lange Gespräche bei Wein und Kerzenschein, Ausschlafen am Wochenende: Für viele junge Paare ist das selbstverständlich. Aber wenn da plötzlich ein Baby ist, das (fast) alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und ständig Hunger und noch viele andere Bedürfnisse hat, ist es vorbei mit dem gewohnten Leben zu zweit. Die permanente Übermüdung zerrt an den Nerven, und die Auseinandersetzung mit alten Rollenbildern und neuen Erwartungen kann zusätzlich zu Spannungen führen. Viele Paare sagen, dass die Elternschaft ihre Verbindung auf einzigartige Weise vertieft und sie zu einem unglaublich starken Team gemacht hat, dass sie aber auch die Leichtigkeit und Romantik von früher vermissen. Eins ist sicher: Mit der neuen Konstellation als Familie verändert sich die Dynamik in einer Partnerschaft grundlegend.
Ein Baby bringt viele neue Aufgaben mit sich und damit auch die Frage, wer diese wann übernimmt. Viele Paare möchten heute die traditionelle Rollenaufteilung für sich ändern. Oftmals wollen beide Elternteile berufstätig bleiben und sich gleichberechtigt um das Familienleben kümmern. Doch die für alle stimmige Balance zwischen Karriere und Care-Arbeit zu finden, ist alles andere als ein Kinderspiel. Offen zu kommunizieren hilft. Immer wieder, von Anfang an – und möglichst schon, bevor das Baby da ist (auch wenn dann vieles anders kommt). Hier einige Ideen für Fragen, die Ihnen als Diskussionsgrundlage dienen können:
Neue Verantwortung
- Wer übernimmt wann welche Aufgaben?
- Wie teilen wir Erwerbsarbeit, Care-Arbeit und Haushalt fair und sinnvoll auf?
- Wie bleiben wir beide über alles Wichtige informiert (Termine, Organisatorisches)?
- Wo setzen wir Prioritäten: im Alltag, im Haushalt, in der Beziehung, individuell?
- Wie können wir Entlastung schaffen, wenn es uns zu viel wird?
Neue Rollen
- Wie verändert das Elternsein die eigene Identität?
- Wo kommen wir an Grenzen, fühlen uns überfordert oder allein gelassen?
- Was wünschen wir uns, um uns in der neuen Rolle wohlzufühlen?
- Wie gehen wir mit eigenen Prägungen und Rollenbildern aus der Kindheit um?
- Wie wollen und können wir unsere Rollen neu denken und leben?
Neue Erwartungen
- Was erwarten wir voneinander – im Alltag als Eltern und in der Beziehung?
- Was ist wem wichtig bezüglich Nähe, Unterstützung und Rückzug?
- Wie bleiben wir neben dem Elternsein auch ein Liebespaar?
- Was haben wir für Wünsche und Bedürfnisse?
- Wie gehen wir damit um, wenn diese auseinandergehen?
Jeder Mensch, jedes Paar und jedes Neugeborene ist einzigartig, und doch ähneln sich die Herausforderungen, mit denen Sie als junge Familie konfrontiert sind. So banal manche Veränderungen auch scheinen – die Auswirkungen auf das eigene Befinden und auf das Paarleben können tiefgreifend sein. Im Folgenden einige der typischen Umstellungen, die auf Eltern warten, inklusive Tipps für einen konstruktiven Umgang damit.
In der ersten Zeit nach der Geburt sind ruhige Nächte rar, denn das Baby schläft unregelmässig und verlangt häufig nach Nahrung. Der daraus resultierende Schlafmangel strapaziert die Nerven, beeinträchtigt das eigene Wohlbefinden und kann auch die Kommunikation als Paar erschweren: Man ist schneller gereizt und weniger geduldig, Missverständnisse häufen sich.
Tipp: Versuchen Sie, trotz Haushaltschaos, die Schlafphasen Ihres Babys zu nutzen, um selbst kleine Pausen einzulegen – oder zumindest mal in Ruhe zu duschen. Auch Powernaps beugen der Erschöpfung vor. Entlastungen durch Familie oder Freund*innen können in der intensiven ersten Phase sehr hilfreich sein.
Freude, Erschöpfung, Unsicherheit, Zweifel und pures Glück: Im Alltag mit kleinen Kindern wechseln die Emotionen oft schneller als die Windeln. Pläne sind schön, können aber durch die Bedürfnisse des Babys jederzeit über den Haufen geworfen werden. Ferien fühlen sich plötzlich nicht mehr wie Erholung an, sondern wie permanente Krisenbewältigung. Es ist völlig normal, wenn Sie sich von dieser emotionalen Achterbahn manchmal komplett überfordert fühlen.
Tipp: Schaffen Sie sich kleine Inseln: kurze Spaziergänge alleine oder mit dem Kinderwagen in der Natur, Telefongespräche mit Freund*innen, Sport etc. Und nicht vergessen: Niemand ist perfekt!
Ständig von einem kleinen Menschen gebraucht zu werden, kann überwältigend sein. Während manche voll in der neuen Elternrolle aufgehen, erleben andere ein Gefühl des Selbstverlusts. Kein Wunder, ein Baby bedeutet eine enorme Einschränkung der persönlichen Freiheit. Da ist es wichtig, nicht nur das Wohl des Kindes, sondern auch die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. Selbstfürsorge ist die Voraussetzung dafür, Kraft für das Elternsein zu haben.
Tipp: Sie sind mit Gefühlen des Selbstverlusts nicht allein. Sprechen Sie offen darüber, mit Ihrem*Ihrer Partner*in und mit anderen Menschen. Schaffen Sie sich wenn möglich Auszeiten, in denen es nur um Sie selbst geht. Bereits eine Stunde pro Woche kann etwas bewirken.
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Baby sind süss, lustig und bisweilen auch ganz schön laut. Sie stehen sofort und jederzeit im Mittelpunkt des Geschehens, und das ist auch richtig so. Doch was wird dabei aus der Paarbeziehung – der gemeinsamen Zeit auf Reisen, im Ausgang und nicht zuletzt im Bett? Oft bleibt das, was die Liebesbeziehung früher ausgemacht hat, mit dem Kind auf der Strecke. Das kann frustrierend sein. Zugleich ist da mehr Stress, Verantwortung und Abhängigkeit voneinander. Dadurch können sich Konflikte, die Sie als Paar vielleicht schon vorher hatten, zuspitzen. Doch nicht nur für Sie beide, sondern auch für Ihr Baby ist es wichtig, dass Sie bewusst auch die Liebesbeziehung pflegen. Einige Tipps, wie Sie als Paar stark bleiben, auch wenn der Tag eigentlich immer zu kurz ist:
- Kommunikation ist der Weg zu Verbindung und Verständnis. Wie war dein Tag? Wie fühlst du dich gerade? Was würdest du jetzt brauchen? Mit diesen drei Fragen und aufmerksamem Zuhören bleibt man mit sich selbst und als Paar in Verbindung. Führen Sie ritualisierte Momente ein, falls die Zeit für einen täglichen Austausch nicht reicht.
- Regelmässige Dates sorgen für bleibende Nähe. Wie oft Sie sich als Paar eine längere Auszeit nehmen wollen und können, ist sehr individuell. Wichtig ist, dass Sie es tun und den Termin dafür fest einplanen. Organisieren Sie einen Babysitter und versuchen Sie, während der Zeit zu zweit nicht (nur) über das Kind zu reden. Stimmen Sie sich positiv ein, indem Sie einander zu Beginn des Dates etwas sagen, was Sie aneinander schätzen. Voraussetzung für die Paarzeit ist, dass Sie auch hin und wieder Me-Time haben.
- Der Alltag ist die Basis für die besonderen Momente. Ob ein spontanes Abendessen auf dem Sofa, ein Glas Wein auf dem Balkon oder ein Spaziergang mit dem Baby im Tragetuch: Verbundenheit entsteht auch in alltäglichen kleinen Momenten zwischen den romantischen Dates. Dies gilt auch für körperliche Nähe. Liebevolle Gesten wie eine Umarmung, ein Kuss oder ein aufmerksamer Blick stärken das Wir-Gefühl. Sehr hilfreich ist auch Humor: Gemeinsames Lachen entspannt und verbindet!
Elternschaft ist eine Reise mit vielen Höhen, Tiefen und Überraschungen. Der Ausgang ist offen, doch eins ist gewiss: Diese Reise wird Sie und Ihre Beziehung verändern. Als Liebespaar gehen Sie dabei durch ein Abenteuer, das Sie bisweilen an Ihre Grenzen bringt und für das es keine allgemeingültige Anleitung gibt. Elternschaft verleiht dem Leben und der Liebe aber auch einen tieferen Sinn. Versuchen Sie, Ihre Erwartungen (auch an sich selbst) realistisch zu halten. Und wenn Sie abends immer noch im Pyjama sind und sich fragen, wann Sie je wieder regelmässig duschen werden, dann denken Sie daran: Liebe übersteht jedes Chaos, solange der Humor nicht verloren geht.
Mit einem Kind lernt man noch einmal neu, in der Gegenwart zu leben. Zugleich bekommt die Zukunft eine neue Bedeutung. Auf einmal denkt man nicht mehr nur an das eigene Wohl, sondern auch an das der Liebsten: Was wäre mit meiner Familie, wenn mir etwas passiert? Mit einer Risiko-Lebensversicherung können Sie Ihre Verantwortung optimal wahrnehmen und für Sicherheit sorgen, wenn das Leben unerwartet andere Wege geht.
Verena Carl: Eltern sein, Paar bleiben. Besserer Austausch, mehr Selbstfürsorge, weniger Stress. Dorling Kindersley Verlag, 2021
Sascha Schmidt: Wieder Paar sein! Erfüllte Zweisamkeit trotz Arbeit und Kind. Erste Hilfe für berufstätige Eltern. Humboldt Verlag, 2017.
Maximilian Wiesenfeld: Kommunikation in Beziehungen. Soforthilfe mit 222 praktischen Techniken und Hinweisen aus der Paartherapie. So verbessern Sie Ihre Partnerschaft, entfachen sie neu und retten sie vor der Trennung. Candia Verlag, 2024.
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